Reformierte Glaubensflüchtlinge flohen um das Jahr 1550 aus den spanischen Niederlanden, dem heutigen Belgien. Es waren Weberfamilien. Sie erhielten in Glastonbury in England die Möglichkeit, in Sicherheit zu leben und zu arbeiten. Nach dem Tod ihres Gönners, des englischen Königs Edward VI., änderte sich die Politik und führte zu ihrer erneuten Vertreibung.
Anfang des Jahres 1554 verließen 24 Familien mit ihrem geistlichen Leiter Valleyrand Poullain England. Über Wesel und Köln kamen sie nach Frankfurt am Main, wo der Rat der Stadt am 18. März 1554 den Beschluss zur Aufnahme dieser Gruppe fasste. Die zunächst positive Reaktion des Rates der Stadt Frankfurt am Main und die wirtschaftliche Tüchtigkeit der Immigranten waren gute Voraussetzungen, eine neue Heimat zu finden. Eine bewegte Geschichte von über 450 Jahren schloss sich an den Aufnahmebeschluss des Frankfurter Rates an: Sie war bestimmt von Verkündigung und Diakonie, von Kooperation und Distanz zu und mit kirchlichen und staatlichen Strukturen.
Verschiedene Faktoren erschwerten das problemlose Einwurzeln und die Beheimatung in Frankfurt: Ihre Glaubensauffassung, insbesondere ihr Verständnis vom Abendmahl, wich trotz vieler Übereinstimmungen mit der in Frankfurt sich mehrheitlich lutherisch herausbildenden Reformation in einigen Punkten ab. Der wirtschaftliche Erfolg dieser eingewanderten Gruppe sorgte im Kontext weiterer Immigrationsbewegungen für ein ambivalentes Verhältnis zu alteingesessenen Handwerkern und Kaufleuten.
Innere Streitereien gaben ein schlechtes Bild von der Gemeinde und machten sie angreifbar. Deshalb wurde ihr bereits im Jahr 1561 untersagt, öffentlich Gottesdienst in Frankfurt zu halten. Die Gemeinde hielt ihre Gottesdienste in Bockenheim, damals außerhalb Frankfurts (in der reformiert geprägten Grafschaft Hanau). Erst 1787 wurde ihr wieder das Recht zur Gottesdienstausübung in Frankfurt zugestanden.
Sprachliche und kulturelle Identität, eine gemeinsame Tradition in der Auslegung des Glaubens und auch in der Praxis der Nächstenliebe wurden in der niemals mehr als 1000, bis zur Gründung der Hanauer Tochtergemeinde 2000 Mitglieder umfassenden Gemeinde gewahrt.
Das Emblem der Gemeinde ist seit den Anfängen der Anker im Lorbeerkranz. Der Anker erinnert die Gemeinde daran, dass sie in Christus verankert ist und sich aus seinem Geist immer wieder erneuern muss. Der immergrüne Lorbeerkranz ist ein altes Symbol für die Märtyrer, die für ihren Glauben Leid und Tod in Kauf genommen haben – eine Erfahrung von vielen Reformierten im 16. und 17. Jahrhundert.
Eine besondere Herausforderung ergab sich in der Zeit nach 1685, als infolge der Rekatholisierung Frankreichs eine ungeheuer große Zahl von Flüchtlingen durch Frankfurt zog. Mit der Billigung des Rates der Stadt Frankfurt, aber ohne dessen materielle Beteiligung kümmerte sich die Diakonie der Französisch-reformierten Gemeinde Frankfurt am Main um diese Aufgabe.
Insgesamt 23.750 flüchtende Personen wurden mit dem Nötigsten versorgt. Zum Teil wurde mehrmals Hilfe geleistet, insbesondere, wenn der erste Versuch einer Ansiedlung woanders (ob im Odenwald oder in St. Petersburg) nicht geglückt war und die Migranten noch einmal nach Frankfurt zurückkehrten. Insgesamt wurden so ca. 46 000 Durchreisenden Unterstützung geleistet.
Die Kirchensprache war bis 1916 das Französische (man stelle sich vor: Konfirmandenunterricht in Französisch ...). Während man im 1. Weltkrieg diese kulturelle Distanz zum Deutschtum nicht mehr aufrechterhalten wollte, schloss sich die Gemeinde im Dritten Reich von Anfang an der kritischen Haltung gegenüber den "Deutschen Christen" an. Eines der sechs Predigerseminare der "Bekennenden Kirche" befand sich in den Räumen der Gemeinde am Goetheplatz. Der Leiter des Seminars, Walter Kreck, wurde später Pfarrer der Gemeinde. Das Predigerseminar blieb auch dort, als es von den NS-Behörden in die Illegalität verbannt wurde.Die besondere Bedeutung der Gemeinde im Kirchenkampf ist mehrfach wissenschaftlich untersucht worden.
1944 brannte die klassizistische Kirche, die 1789 bis 1792 am Goetheplatz entstanden war, nach Luftangriffen aus. 1951 baute die Gemeinde das heutige Kirchengebäude an der Eschersheimer Landstraße 393, das in den siebziger Jahren umgestaltet wurde.
Theologie und Diakonie haben die religiöse Identität der Gemeinde bis in die Gegenwart bestimmt, u. a. mit der Gründung einer das Studium begleitenden Ausbildungsstelle für angehende Theologinnen und Theologen und mit integrativen pädagogischen Einrichtungen für Kinder mit und ohne Behinderung. Neben dem ersten hessischen integrativen Kindergarten (1977) gründete die Gemeinde integrative Pfadfindergruppen (1983), die Integrative Schule (1985) und die Stiftung Integration (1987).
Literatur:
Wolf-Friedrich Schäufele: Johannes Calvin und die reformierten Flüchtlingsgemeinden in Frankfurt am Main, in: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 61/2010 S. 15-34
Im Gemeindebüro kann erworben werden:
Georg Altrock, Herrmann Düringer, Matthias von Kriegstein, Karin Weintz (Hrsg.): Migration und Modernisierung. 450jähriges Bestehen der Evangelischen Französisch-Reformierten Gemeinde Frankfurt
am Main. Haag und Herchen Verlag 2006, 15,00 €
Irene Dingel (Hrsg.): Abraham Mangon, Kurze doch wahrhafftige Beschreibung der Geschichte der Reformierten in Frankfurt 1554–1712. Paperback, 211 Seiten. EVA Leipzig 2004, 10,00 €
Immerwährender Kalender der EFRG mit historischen Bildern und Texten zu aktuellen Projekten der Gemeinde von Detlef Bassin, Gisa Luu und Dr. Georg Altrock. Spiralbindung, DIN A5, 7,00 €
Matthias von Kriegstein (Hrsg.): Integrative Erziehung im Raum der Kirchengemeinde. Frankfurt am Main/Bonn 1998, 158 Seiten, 7,50 €
Ebenfalls noch erhältlich sind Restexemplare der von der Gemeinde herausgegebenen Schriftenreihe LERNZIEL INTEGRATION (Heft 1–14), Forschungs- und Praxisberichte aus einem Integrativen Kindergarten – eine Schriftenreihe für Eltern, Erzieherinnen, Wissenschaftler und Praktiker in der Behindertenarbeit.
Louis Appia (1818-1898), Sohn eines Pfarrers der Gemeinde, gehörte 1863 zu den fünf Gründern des Internationalen Kreuzes.
Charles Correvon (1856-1928) war 1881-1919 Pfarrer der Franz.-ref. Gemeinde. Er hatte viele Aufgaben im In- und Ausland, darunter die
Koordination der Seelsorge an französischen Kriegsgefangenen in Deutschland während des 1. Weltkrieges.
Eduard de Neufville (1847-1942) war 1904-06 Präses-Diakon der Gemeinde. Er engagierte sich vor, im und nach dem 1. Weltkrieg für die
internationale Friedensarbeit und begründete 1908 erste Anfänge ökumenischer Zusammenarbeit zwischen England und Deutschland.
Vers L’An 1550, des Réfugiés de la Foi Réformée prirent la fuite des Pays bas espagnols, la Belgique actuelle. Il s’agissait d’artisans tisserands. Ils obtinrent à Glastonbury en Angleterre la possibilité de vivre et de travailler en sécurité. Après la mort de leur protecteur, le roi anglais Edouard VI, la politique à l’égard des réfugiés changea et entraina une nouvelle expulsion.
Au début de l’année 1554, 24 familles quittèrent l’Angleterre avec leur guide spirituel Valleyrand Poullain. En passant par Wesel et Cologne, ils arrivèrent à Francfort sur le Main où le Conseil municipal du 18 Mars 1554 prit la résolution d’accueillir ce groupe. La réaction tout d’abord positive du Conseil de la ville de Francfort sur le Main et le zèle économique des Immigrants furent de bonnes conditions pour trouver une nouvelle patrie. Une histoire mouvementée de plus de 450 ans succéda à la résolution du Conseil de la ville de Francfort : elle fut déterminée par l’Annonce de la Parole et l’Oeuvre diaconale, par la coopération tout comme une certaine distanciation par rapport aux structures d’État.
Différents facteurs compliquèrent l’enracinement et l’installation à Francfort : Leur compréhension de la foi, en particulier celle de la Sainte Cène différait en certains points – malgré de nombreuses similitudes – de la compréhension de la foi, majoritairement luthérienne à Francfort. Le succès économique de ce groupe immigré eut, dans le contexte d’autres mouvements d’immigration,comme conséquence des rapports ambivalents avec les artisans et commercants établis depuis longtemps. Des querelles internes donnèrent une mauvaise image de la paroisse et la rendirent vulnérable. C’est pourquoi il lui fut défendu déjà en l’An 1561 de tenir des offices publics à Francfort. La paroisse tenait ses cultes à Bockenheim située alors en dehors des murs Francfort (dans le Comté de Hanau principalement d’obédience réformée). Seulement en 1787 la paroisse obtint à nouveau l’autorisation de tenir des offices dans la ville de Francfort.
Une identité linguistique et culturelle, une tradition commune dans l’interprétation de la foi et aussi dans la pratique de l’amour du prochain furent entretenus dans cette première paroisse qui ne compta jamais plus de 1000 membres jusqu’à la fondation de la paroisse de Hanau avec ses 2000 membres.
L’emblème de la paroisse est depuis ses débuts une ancre inscrite dans une couronne de lauriers. L’ancre rappelle à la paroisse qu’elle est ancrée en Christ et qu’elle doit toujours se renouveler dans son Esprit. La couronne de lauriers au vert immuable est un vieux symbole pour les martyrs qui ont accepté de souffrir et ont donné leur vie pour leur foi, une expérience qu’ont faite beaucoup de Réformés au 16ème et 17ème siècle.
Un défi particulier se présenta dans la période après 1685, quand en conséquence de la recatholisation de la France un nombre énorme de réfugiés passa par Francfort. Avec l’autorisation du Conseil municipal de la ville de Francfort mais sans son soutien financier, l’Œuvre diaconale de la paroisse réformée francaise prit ces réfugiés en charge.
Au total 23750 personnes en fuite furent ravitaillées en biens de première nécessité. Une partie de ces réfugiés bénéficièrent plusieurs fois de cette aide quand une première tentative d’installation dans un autre lieu (que ce soit dans la région de l’Odenwald ou à Saint Pétersbourg) avait échoué et que les migrants revinrent encore une fois à Francfort. Ainsi 46000 personnes en transit furent au total soutenues matériellement.
La langue officielle de l`Eglise fut le Français jusqu’en 1916 (qu’on imagine seulement : instruction religieuse des confirmands en francais en Allemagne…). Alors que pendant la première guerre mondiale on ne voulut plus maintenir cette distance culturelle vis-à-vis de la germanité, la paroisse adopta par contre dès le début du Troisième Reich une distance critique vis-à-vis des « Chrétiens allemands (nationalistes) ». L’un des six Séminaires de prédicateurs de « l’Église confessante » se tint dans les locaux de la paroisse du Goetheplatz. Le directeur du séminaire,Walter Kreck, devint plus tard Pasteur de paroisse. Le Séminaire de prédicateurs resta aussi dans ces locaux lorsqu’elle fut condamnée à l’illégalité par les autorités nazies. L’importance particulière de cette paroisse dans le combat de l’Église fut étudiée scientifiquement à de nombreuses reprises.
En 1944, l`Église classiciste qui avait été fondée de 1789 à 1792 brula complètement suite à des attaques aériennes. En 1951 la paroisse construisit les batiments de l’Église actuelle située au 393 de la Eschersheimer Landstrasse, qui fut restructurée dans les années soixante dix.
La Théologie et l’Œuvre diaconale déterminent l’identité religieuse de la paroisse jusqu’à maintenant, en particulier avec la fondation d’un centre de formation destiné à accompagner les futurs théologiennes et théologiens avec la mise en place d’installations pédagogiques intégrant des enfants avec et sans handicap. Outre la fondation du premier Jardin d’enfants « intégratif » de Hesse (1977), la paroisse fonda un Groupe d’Éclaireurs intégratif (1983), une École intégrative (1985) et une Fondation pour la Promotion de l’Intégration (1987).
Littérature :
Wolf-Friedrich Schäufele : Jean Calvin et les paroisses de réfugiés réformés à Francfort sur le Main, in : Annuaire de l’Association pour l’Histoire de l`Église de Hesse 61/2010 S. 15-34
Au bureau de la paroisse peuvent ètre achetés :
Georg Altrock, Herrmann Düringer, Matthias von Kriegstein, Karin Weintz (Hrsg.): Migration und Modernisierung. 450jähriges Bestehen der Evangelischen Französisch-Reformierten Gemeinde Frankfurt am Main. Haag und Herchen Verlag 2006, 15,00 €
(Immigration et Modernisation. 450tenaire de la paroisse protestante réformée francaise de Francfort sur le Main.)
Irene Dingel (Hrsg.): Abraham Mangon, Kurze doch wahrhafftige Beschreibung der Geschichte der Reformierten in Frankfurt 1554–1712. Paperback, 211 Seiten. EVA Leipzig 2004, 10,00 €
(Abraham Mangon, Description courte mais authentique de l’histoire des Réformés à Francfort sur le Main)
Immerwährender Kalender der EFRG mit historischen Bildern und Texten zu aktuellen Projekten der Gemeinde von Detlef Bassin, Gisa Luu und Dr. Georg Altrock. Spiralbindung, DIN A5, 7,00 €
(Calendrier perpétuel de la EFRG avec photos historiques et textes en rapport avec des projets actuels de la paroisse)
Matthias von Kriegstein (Hrsg.): Integrative Erziehung im Raum der Kirchengemeinde. Frankfurt am Main/Bonn 1998, 158 Seiten, 7,50 €
(Éducation intégrative dans le cadre de la paroisse)
Également encore disponibles sont des exemplaires de la Série éditée par la paroisse : LERNZIEL INTEGRATION (Objectif Integration, Cahier 1–14), rapports de recherche et d’activité du jardin d’enfants integratif, une série pour parents, éducatrices, scientifiques et praticiens du travail au profit des handicapés.